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Mit der 2CV-Ente durch Westafrika 2005 - von Ralf und Hans-Jürgen Hoppe

Mit der 2CV-Ente durch Westafrika

Bei unserer Tour durch Westafrika ging es durch die Länder Ghana, Burkina Faso, Mali, Senegal, Mauretanien, Marokko, Spanien, Frankreich und schließlich Deutschland.

Wir benötigten ca. ein Jahr, um uns auf die Fahrt vorzubereiten. Die meiste Zeit nahm der Umbau der Citroen 2 CV Kastenente, Baujahr 1973, in Anspruch. Das komplette Fahrwerk und die Karosserie wurden komplett verstärkt und der Antrieb wurde auf Allrad umgebaut. Ein zusätzlicher Tank wurde noch installiert. Als ein Schlafplatz diente der Innenraum der Ente. Der zweite Schlafplatz war auf einem Lattenrost auf dem Dach des Autos, den wir während der Fahrt als Dachgepäckträger nutzten.

Mit einer spartanischen Ausrüstung für uns (wenig Kleidung, Tütensuppen, Kaffee, Fertigbrot, Fischdosen u. ä.) und die Ente (2 Reservereifen, diverse Ersatzteile) ging es Mitte Oktober los. Die Ersatzteile wurden uns freundlicherweise von der Firma "Der Franzose", Ansgar Olberding, Vechta, zur Verfügung gestellt. Er hatte sich auch bereit erklärt, uns mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, falls wir Probleme mit der 2 CV bekämen.

Zunächst wurde die Ente vom Hamburger Hafen aus nach Tema, einem der größten Häfen Westafrikas, verschifft. Wir starteten dann Wochen später mit dem Flugzeug von Frankfurt über Dubai und Lagos nach Accra, der Hauptstadt von Ghana.

Gleich zu Beginn unserer Tour gab es ein Problem. Unsere heiß ersehnte Ente lag bereits seit drei Tagen im Hafen, doch wir konnten nicht an sie heran. Im Hafen von Accra gab es Umbauarbeiten, so dass das Schiff nicht anlegen und abgeladen werden konnte. Für uns bedeutete es eine Geduldstour, denn unseren Zeitplan konnten wir schon zu Beginn der Reise nicht einhalten. Von Montag bis Freitag versuchten wir mit Hilfe eines Agenten, der sich angeblich mit der Bürokratie in Afrika auskannte, das Fahrzeug vom Schiff zu bekommen. Immer wieder fuhren wir mit einem Taxi zum Hafen und vermittelten. Für die Behörden war es unverständlich, dass ein Auto, das in Tema an Land geht, nicht dort verkauft werden, sondern mit ihm eine Urlaubsreise unternommen werden soll. Den einzigen Nutzen aus dieser Prozedur hatten unser Agent und der Taxifahrer, die wir immer wieder bezahlen mussten.

Für das Land Ghana benötigten wir ein Carnet des passages um damit einreisen zu können. Doch selbst den afrikanischen Agenten (Behörden) war dieses Formular vollkommen unbekannt.

Auf unserer Reise durch Westafrika hatten wir immer wieder Verständigungsschwierigkeiten. In Ghana kamen wir mit unseren Englischkenntnissen noch gut zurecht, da jeder hier Englisch spricht. Doch in den übrigen Ländern wurde, wenn überhaupt, Französisch gesprochen. Und das war für uns ein großes Problem!
In der Regel schliefen wir in der Ente. Doch um manchmal duschen zu können, waren wir auf afrikanische Unterkünfte angewiesen. Den ersten Schock bekamen wir in Accra, wo wir auf eine merkwürdige Dusche trafen. Der Duschkopf, in den ein 110-Volt-Kabel führte, war auch gleichzeitig Durchlauferhitzer. Diese etwas eigenwillige Konstruktion hat uns dann doch vom warmen Duschen abgehalten.

Am Morgen entdeckten wir hinter unserer Unterkunft eine Siedlung mit Blechbehausungen. Die Anwohner gingen regelmäßig an den felsigen Strand des Atlantiks um dort ihr morgendliches Geschäft zu verrichten. Also, zum Baden lud dieser Teil des Strandes nicht ein. Für uns zwei gab es übrigens ein üppiges Frühstück mit 7 Scheiben trockenem Toast und 2 Tassen Kaffee.

Als wir am Freitag, 21.10.2005, mit 5 Tagen Verspätung endlich unsere Ente bekamen, konnte unsere Tour beginnen. Als erstes steuerten wir den Nationalpark Kakum an, der 300 km von Accra entfernt liegt. Der Nationalpark ist bekannt für seine Hängebrücken, Canopy Walkaway genannt, die 60 Meter hohe Bäume verbinden. Angeblich sollen hier auch viele wilde Tiere leben, von denen wir aber leider keine zu Gesicht bekamen.

Nach dem Nationalpark fuhren wir direkt auf eine Piste, um querfeldein durch Ghana in Richtung Burkina Faso zu kommen. Doch schon nach 80 km war unsere Reise beendet. Ein mit Baumstämmen beladener Lkw war umgekippt und versperrte die Straße. Im Gegensatz zu deutschen Verhältnissen interessierte sich keiner dafür, wie es weitergehen sollte. Die Straße konnte vorerst nicht mehr befahren werden. Das konnte lange dauern. Also fuhren wir die 80 km zurück und wählten eine andere Route, die uns immer wieder durch Schlammpfützen und Wasserlöcher führte. Teilweise saß die 2 CV komplett fest. Mit Hilfe von Einheimischen kamen wir jedoch langsam voran. Diese Wassertouren waren auch für den Anlasser der Ente nicht gut, woraufhin er einige Tage später seinen Geist aufgab.

Bei unseren Touren durch den Busch standen immer wieder freundlich winkende Afrikaner am Straßenrand. Scheinbar freuten sie sich darüber, so ein uriges Auto im Dschungel zu sehen. Während der ganzen Reise in Afrika hatten wir nie das Gefühl Angst haben zu müssen oder unbeliebt und unerwünscht zu sein. Auch stellten wir immer wieder fest, wie unheimlich es klingt, in der Stille der Nacht die verschiedensten Tiergeräusche zu hören.

Wegen eines Anlasserdefektes waren wir gezwungen uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit umzusehen. Gleichzeitig würde auch uns eine Grundreinigung mal wieder gut tun, vorausgesetzt die Duschen machen einen brauchbaren Eindruck! Also brachten wir nicht nur uns, sondern auch den Anlasser der 2 CV wieder in Schuss.

Auf nach Burkina Faso. Der Grenzübertritt war - wie fast überall - unproblematisch. Die Grenzer amüsierten sich über unser lustiges Fahrzeug und ließen uns passieren. Es ging Richtung Bobo, die zweitgrößte Stadt in Burkina Faso. Auf einer Schotterpiste kamen uns plötzlich Militärfahrzeuge, Toyota-Pik-Ups mit Soldaten, die Motorradhelme trugen, entgegen. Inmitten dieser Kolonne war ein amerikanischer Geländewagen (Hummer), in dem der Präsident von Burkina Faso saß. Wie wir hinterher erfuhren, war er auf Wahlkampftour.

Zum Ende des Tages hatte unsere 2 CV einen Plattfuß, der nur durch die extremen Schlaglöcher entstanden war. Jedes Mal wurde die Felge dabei demoliert. Doch mit ein paar groben Hammerschlägen konnten wir das wieder richten.
Im südlichen Westafrika fanden wir das typische Afrika-Fernsehbild bestätigt, in dem alle Einheimischen ihr Gepäck auf dem Kopf tragten. Menschen mit Krügen, Tischen, Drahtgestellen voll Hühner und allem möglichen Zeug auf dem Kopf begegneten uns. - Ein lustiger Anblick!

Ein fahrreicher Tag neigte sich dem Ende zu. Erschöpft und durstig träumten wir von einem schönen kühlen Bier. Wie von Geisterhand hergezaubert, tauchte plötzlich am Wegesrand einer kleinen Dorfsiedlung das Schild "Flag" auf. Wir wussten, dass das belgisches Bier war und es in Lizenz in Burkina Faso hergestellt wird. Das durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Unsere Träume sollten sich erfüllen. Mit Bescheidenheit ausgedrückt waren wir -umringt von ca. 20 Kindern - die Attraktion des Abends in diesem Ort. Hier trafen wir auf Medak, der einige Jahre zuvor in der Hauptstadt von Burkina Faso, Oguadogu, Deutsch studiert hatte. Medak freute sich, mal wieder seine Deutschkenntnisse ausprobieren zu können. Zu unseren Ehren schlachteten die Bewohner einen Hahn, der uns jedoch fast völlig angenagt überreicht wurde. Um die Menschen nicht zu kränken, kauten wir auf den Knochen des Federviehs herum. Für Medak blieben nun wirklich nur noch Knochen und Knorpel über, doch er war zufrieden mit seiner Ausbeute. Die Menschen dort sind sehr arm. Ihr ständiges Lachen zeigte uns jedoch, dass sie glücklich waren.

Als wir das Dorf verließen, war es schon dunkel. Mit unserer 2 CV haben wir uns direkt in die Savanne gestellt, den unheimlichen Geräuschen der Nacht gelauscht und gepennt. Am nächsten Morgen lief zunächst alles glatt. Wir fuhren durch die Savannenlandschaft. Doch plötzlich schreckte uns ein lauter Knall hoch. Die Ente stand. Wir dachten: "Das war's jetzt!", und schauten nach, ob der Motor überhaupt noch da war. Es schien alles in Ordnung und nach einigen Minuten versuchten wir wieder zu starten. Komischerweise funktionierte es!

Da wir ja wussten, wie viele Einheimische von einem Huhn satt werden können, tat es uns besonders leid, ein solches Federvieh beim Durchqueren eines Dorfes zu überfahren. Auch fiel uns auf, dass die Menschen dort auf einem bestimmten Zweig herumkauen. Wie man uns erklärte, soll es dazu dienen die Zähne zu reinigen.

In Bobo hatten wir mal wieder Probleme unsere amerikanischen Traveller-Schecks einzutauschen. Die Grenze nach Mali passierten wir ohne Schwierigkeiten. Während der ganzen Reise wurden wir ungefähr 40mal von der Polizei kontrolliert. Es war immer alles in Ordnung. Doch die Polizisten fragten stets, ob wir nicht Handys, Socken, T-Shirt oder andere Dinge für sie hätten.

In Mali fuhren wir Richtung Bamako (Hauptstadt), um uns dort ein Visa für Mauretanien zu besorgen. Das hatten wir leider in Deutschland aus zeitlichen Gründen nicht mehr geschafft.
In der Botschaft trafen wir auf eine im Schneckentempo arbeitende Frau, die in ihrem Büro
mindestens 20 Paar Schuhe hatte. Nach ungefähr 4 Stunden erhielten wir für 40 € pro Nase das Visa. Für afrikanische Verhältnisse schien es in einer Rekordzeit bearbeitet worden zu
sein.

  In Bamako fanden wir schnell ein Hotel am Niger, in dem wir die Duschanlagen benutzen, aus Kostengründen aber im Auto schlafen durften. In Bamako herrschte ein unglaublicher Verkehr und die Stadt versank in Autoabgasen. Man hatte das Gefühl, dass das ganze Leben auf der Straße stattfand. Auch hier gab es wieder Probleme mit dem Tauschen der Traveller-Schecks.
Nach einem üppigen Mahl mit Tütensuppe und Heißwürstchen starteten wir Richtung Kajes, eine Piste von 560 km. Wir übernachteten mal wieder im Savannengras - Afrika live. Die Nächte waren hier sehr kühl und feucht. Kaum waren wir morgens wieder unterwegs, fuhren wir in ein großes Schlagloch. Danach fiel uns auf, dass sich die Ente nur noch sehr schlecht schalten ließ. Das Getriebe war aus der Verankerung gerissen und lag nur noch auf der Vorderachse. Mit ein paar Eisenhebeln war das Problem nach einer halben Stunde beseitigt.

 Wir näherten uns langsam dem Senegal-Fluss, den wir mit einer Fähre überqueren wollten. Da die letzte Strecke extrem schlecht war, zeigte uns ein Mofafahrer den Weg. Auf der Fähre kamen wir mal wieder an unsere sprachlichen Grenzen. Wir machten uns so weit verständlich, dass der Fährmann wusste, dass wir nach Kajes wollten, und "No Problem!" sagte. Da hier drei Flüsse zusammenliefen, brachte der Fährmann uns jedoch ans falsche Ufer. Erst nach vielen Kilometern stellten wir dies fest, denn die Strecke wurde immer schwieriger. Plötzlich standen wir vor einer 30 m breiten Flussdurchfahrt mit einer Wassertiefe von 50 cm. Wie sollte es jetzt weitergehen? Nach 10 m war es aus. Die Ente stand im Wasser. Von irgendwoher kamen fünf Einheimische, die uns durch den Fluss schoben. Nach einigem Orgeln sprang die 2 CV wieder an. Wir stellten fest, dass auch dieser Weg möglich war. Doch diese 100 km waren die schwierigsten auf der ganzen Reise.

 Nach 1 1/2 Tagen hatten wir diese Strecke endlich geschafft. Wir ruhten uns gerade unter einem Baobab-Baum aus, als wir einen Japaner sahen. Er war der erste Reisende, den wir während unserer bisherigen Tour getroffen hatten. Der Japaner machte mit einer 250 Suzuki eine Weltreise und hatte noch vier Monate Zeit, um nach Südafrika zu kommen. Komischerweise trafen wir 3 km weiter auf ein amerikanisches Pärchen, das mit einem BMW -GS-Motorrad auch auf dem Weg nach Südafrika war. Es wunderte uns, dass der Amerikaner in dieser Steppenlandschaft barfuss herumlief. Wahrscheinlich hatte er noch nichts von den Skorpionen und Schlangen in diesem Gebiet gehört.

Endlich in Kajes angekommen, war es mal wieder an der Zeit zu duschen. Wir fragten nach einem Zimmer. Sie verlangten 45 € dafür, was unsere Vorstellungen übertraf. Also füllten wir unsere Wasserkanister auf, hängten sie an einen Baum in der Steppe und genossen ein Natur-Duschbad.

Unsere Weiterfahrt führte uns zur Grenze des Senegals. Ab jetzt hatten wir Asphaltstraßen, dafür aber einen unfreundlichen Grenzbeamten, der dauernd schmatzend ein schmutziges Stück Fleisch in der Hand hielt. Zu guter Letzt stocherte er auch noch mit einem Holzstöckchen zwischen seinen gelben Zähnen herum. Er schickte uns in den Ort, um einen Grenzstempel in unseren Pass zu bekommen. Im Senegal kamen wir wesentlich schneller voran, obwohl wir immer wieder auf tiefe Schlaglöcher achten mussten. Gegen Mittag hatten wir mal wieder einen Plattfuß. Außerdem standen ständig Kühe, Esel, Pferde und Ziegen auf der Straße herum, manchmal entdeckten wir sogar Tierkadaver an den Straßenrädern.

Jetzt stand uns - so wie man sagte - der schwierigste Grenzübergang in ganz Westafrika bevor - Rosso. Viele Schauergeschichten wurden darüber berichtet. Kurz vor Rosso wandten sich so genannte Schlepper an uns, die uns - natürlich gegen Bezahlung - helfen wollten die Grenze zu überqueren. Alle Beamten dort schienen uns korrupt zu sein. Sie fertigten uns erst ab, nachdem wir bezahlt hatten. Wir hatten ständig das Gefühl beklaut zu werden. Aber auch diese Hürde nahmen wir nach 3 Stunden.
Wir steuerten für einen Tag einen Campingplatz in Mauretanien am Atlantik an, an dem wir schön bemalte Pirogen (landestypische Fischerboote) sahen. Am Strand wollten wir dann weiter Richtung Norden fahren. Von einem Engländer, der mit einem Wohnmobil unterwegs war, erfuhren wir, dass es mittlerweile eine Asphaltstraße durch die Westsahara gab. Am Strand entlang zu fahren wäre nur in einem Konvoi möglich gewesen und man hätte auch noch die Gezeiten beachten müssen. Da uns das zu langwierig erschien, entschieden wir uns für die Straße durch die Westsahara, die uns nach 480 km nach Nouadhibou brachte. Vereinzelt sahen wir Nomadenzelte. Auch entdeckten wir ein totes Kamel am Straßenrand, das von einem Fahrzeug gerammt worden war. Teilweise eroberte sich die Wüste die Straßen schon zurück. Wir stießen auf einen Trupp Arbeiter, die die Straße wieder freischaufelten. Gegen Mittag sahen wir den längsten Zug der Welt (2 km lang). Es war ein Güterzug, der Phosphat transportierte. Das Phosphat wurde 300 km im Landesinneren von Mauretanien abgebaut und zu einem Anlegehafen an der Atlantikküste gebracht, wo es verschifft werden sollte.

Die nächste Nacht war eiskalt und ein Kaffee tat sehr gut. Wir steuerten die Grenze nach Marokko an und mussten die Zöllner wecken, da wir recht früh dran waren. Nach einem kurzen Blick auf die Papiere und die obligatorische Frage, ob wir vielleicht Handys oder Taschenlampen für sie hätten, ließen sie uns passieren.

Nun ging es auf ein 1400-km-langes Stück durch die Wüste. Wir stießen auf ein trostloses, graues, steiniges Gelände mit extremem Gegenwind, der die Geschwindigkeit der Ente auf
teilweise 60 km/h reduzierte. Unglaublich war auch, dass uns auf dieser öden Strecke einige europäische Reisende auf Fahrrädern entgegenkamen. Was mag deren Ziel gewesen sein? Bei eisigem Wetter und starkem Wind gab es für uns Spaghetti Bolognese.

Wir staunten nicht schlecht, als - wie aus dem Nichts - Hubschrauber, Geländejeeps und Motorräder auftauchten. Später erfuhren wir, dass diese Fahrzeuge zur Rallye Barcelona - Dakar gehörten. Unsere Ente wurde zu einem gern gefilmten Objekt und erregte einiges Aufsehen bei den Teilnehmern der Rallye.

Die öde Strecke nahm weiter ihren Lauf. Eine interessante Unterbrechung war die Begegnung mit Franzosen, die mit einer 2 CV-Ente und zwei Citroen-Visa unterwegs Richtung Mali waren. Wir fachsimpelten herum und wünschten uns schließlich gegenseitig eine gute Fahrt.

In Marokko fuhren wir nördlich der Westsahara Richtung Atlasgebirge. Wegen vieler geschlossener Tankstellen hatten wir Schwierigkeiten Benzin zu bekommen. Überhaupt schien alles wie ausgestorben, was vermutlich am Ramadan lag.

Die Nacht auf dem Dachgepäckträger in 1600 m Höhe wurde saukalt und wollte einfach nicht enden. Am nächsten Tag starteten wir durch ein endlos weites, menschenleeres Land nach Erg-Chebbi. Manchmal durchfuhren wir kleine Dörfer. Immer wieder stellten wir uns die Frage, wovon die Menschen hier überhaupt leben.

Mit Schwung ging es direkt in die Dünen hinein, wo wir auch prompt festsaßen. Mit unseren Sandblechen und Schaufeln war es aber bei dem leichten Fahrzeug kein Problem wieder frei zu kommen. Abends besuchten uns einige Fossilienverkäufer, um ihre Waren an den Mann zu bringen.

Unser nächstes Ziel war die Palmenoase Meski, wo wir zwei schöne Tage verbrachten und endlich wieder duschen konnten. Hier trafen wir einen Toyota-Geländefahrer aus Berlin, der uns aber wegen unserer 2 CV allem Anschein nach nicht richtig ernst nahm. Wenn der
wüsste, welche Strecke wir schon hinter uns hatten! Die Palmenoase Meski war sehr touristisch und Souvenirverkäufer und Schlitzohren versuchten alles Mögliche (Amstel Bier, alten Tuarekschmuck usw.) zu verkaufen.

Wir fuhren weiter ins Haupt-Atlasgebirge auf 2.100 m Höhe. Schnee bedeckte die hohen Berge. Bei 0° C übernachteten wir am Bergsee Sidi Ali. Wie jeden Abend machten wir auch hier ein Lagerfeuer, das uns etwas erwärmte. Am Morgen waren trotzdem alle Gräten steif gefroren - und nur die Füße eiskalt. Ein heißer Kaffee wirkte jetzt Wunder! In diesen Höhen lief die Ente sehr schlecht. Die dünne Luft bekam ihr wohl nicht.

An der größten Zeder Marokkos sahen wir viele frei lebende Affen, die sich tummelten. Unsere nächste Tour führte uns in die Medina von Fes. Hier hielten wir uns einen ganzen Tag auf, schlenderten durch die Gassen und genossen ein günstiges Mittagessen. Abends hebelten wir mal wieder das Enten-Getriebe an seinen richtigen Platz.

Langsam verließen wir das Gebirge und kamen in tiefer liegende Gefilde. Das Herumfahren in diesem hügeligen Gebiet mit den kleinen Seen machte richtig Spaß. Abends übernachteten wir an einem der schönsten Seen. Irgendwann kam ein Haschpfeife rauchender Fischer vorbei und leistete uns Gesellschaft. Ohne dass wir uns sprachlich verständigen konnten, war es ein schöner Abend. Die Nacht wurde für einen von uns sehr beschwerlich, da eine Iso-Matte das Zeitliche gesegnet hatte.

In Tetouan ließen wir neue Vorderreifen für europäische Straßenverhältnisse aufziehen, was für 2,00 € erledigt wurde. Die Grenzformalitäten in der Enklave Ceuta (Grenzübergang Marokko/Spanien) waren für uns problemlos. Von den Afrikanern, die diese Grenze Richtung
Europa illegal verlassen wollen, war nichts zu sehen. Für 125 € wurden wir mit der Fähre vom afrikanischen zum europäischen Kontinent gebracht.

Es war ein gutes Gefühl und allen Mahnungen zum Trotz hatten wir diese abenteuerliche Reise durch eine uns völlig fremde Welt bis hierhin geschafft.

Da wir spät in Spanien anlegten, suchten wir uns einen Schlafplatz mit Blick auf Gibraltar direkt im Jagdhafen. Nach kurzer Zeit jagte man uns hier jedoch weg - schade! Wir übernachteten auf einem nahe gelegenen Parkplatz, wo wir Deutsche mit einem Wohnmobil trafen. Sie wollten für 1 Jahr nach Afrika.

Am nächsten Morgen fuhren wir die Küstenstraße Richtung Norden. Zwischendurch deckten wir uns in einem Supermarkt mit europäischen Lebensmitteln und einigen Dosen Bier ein. Nach dem vielen Trockenfutter war es ein Genuss die Leckereien am Mittelmeer-Strand zu verspeisen.

Schon hier, im Siesta freundlichen Süden Europas, fiel uns etwas auf: Die Afrikaner haben eine wesentlich lockere Lebenseinstellung und eine viel ruhigere, ausgeglichene art zu Leben. Die Europäer - und ganz besonders wir Deutschen - sind mit unserem Way of life viel zu hektisch und anspruchsvoll. Ein bisschen mehr afrikanische Gelassenheit wäre nicht schlecht.

Viele Autobahnetappen brachten uns Richtung Norddeutschland. Kurzzeitig hatten wir noch Probleme mit dem Voltmeter der Ente, was aber anscheinend nur an dem Anzeigengerät lag.

Nach 41/2  Wochen und 10000 km sind wir mit einer großen Erfahrung reicher und ohne gravierende technische und körperliche Probleme in unsere Heimat zurückgekehrt.
(C) 2006 Ralf Hoppe

Beeindruckende Fotos finden Sie hier: Klick mich!

Weiterer Lese-Tipp: Mit der Ente durch Afrika! Sehr interessantes Buch mit 390 Seiten. Liest sich wie ein Krimi!