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Die Citroen-DS Entwicklungsgeschichte

Ein Auto, das 20 Jahre lang ohne Nachfolger auskommt, ist entweder seiner Zeit weit voraus, oder einfach zeitlos schön. Bei der Citroën DS trifft gleich beides zu.
Paris, 1. Oktober 1955. Im Grand Palais platzt eine automobile « Bombe » - so titeln die Zeitungen. Die DS ist geboren. Citroën präsentiert auf seinem Stand der versammelten Weltpresse und dem wie vom Donner gerührten Publikum ein völlig neuartiges Auto. Die Marke mit dem Doppelwinkel hat endlich enthüllt, welches Modell das Erbe des berühmten Traction Avant von André Citroën antritt. Auf einen Schlag folgt Farbe auf strenges Schwarz, bricht eine neue automobile Ära an, scheint Science Fiction Realität zu werden. Plötzlich sind alle Autos auf diesem Salon aus der Mode und überholt: die DS ist eine Sensation. Sie hat alle geprägt, die diesen Augenblick erlebt haben und heute, 50 Jahre später, ist sie immer noch präsent und man spricht von ihr, denn dank Tausender begeisterter Sammler lebt sie weiter.

Zwei Männer und ihre Mitarbeiter haben dieses automobile Wunderwerk geprägt. Beide wurden noch von André Citroën persönlich eingestellt. Es sind die Schöpfer des Traction Avant von 1934, der Ingenieur André Lefèvre und der Zeichner, Bildhauer sowie Designer Flaminio Bertoni.

Diese Männer haben ihre Talente verbunden, um ein industrielles Meisterstück zu vollbringen und mit diesem Modell, der DS, die Automobilgeschichte zu revolutionieren. Technik und Design verbinden sich, ergänzen sich und durchdringen einander fast vollkommen.

Die DS ist mehr als das Ergebnis eines rein stilistischen Gestaltungswillens. Ihre Form wird von den verwendeten technischen Lösungen bestimmt, und ihre Linien verleihen der Verbindung von Nützlichkeit und Harmonie, von Funktion und Ästhetik einen höchsten Ausdruck. Und wie die Citroën-Modelle vor und nach ihr beweist sie, dass Komfort und Sicherheit im Mittelpunkt der Anstrengungen der Marke stehen.

Heute sind über 50 Jahre seit ihrer Vorstellung vergangen, und sie hat einen Ehrenplatz in der weltweiten Automobilgeschichte eingenommen, an der Seite zweier anderer legendärer Citroën-Schöpfungen: des Traction Avant und des 2 CV.

Ihre revolutionäre Konstruktion hat die ganze Automobiltechnik vorangebracht. Sie hat avantgardistische Technik demokratisiert und eine ganze Generation von modernen Autos beeinflusst. Sie hat dem Fortschritt eine Richtung gewiesen und wurde dafür weltweit anerkannt.

 
Die „Göttin“ der Künste
Sie wurde ein Star und hat die größten Rollen gespielt, sie hat die Stars des Kinos begleitet, war Komparsin und Partnerin großer Schauspieler - und ist es noch… Beispielsweise in "Fantomas" (1964) von André Hunebelle mit Louis de Funès und Jean Marais, "Das Superhirn" von Gérard Oury mit Jean-Paul Belmondo und Bourvil (1969). Dieser Film war ein Kassenerfolg mit mehr als 5 Millionen Zuschauern. Die DS fand selbst in großen amerikanischen Filmen ihren Platz, unter den jüngeren seien erwähnt « Zurück in die Zukunft II » (1989) von Robert Zemeckis, mit Michael J. Fox ; « Gattaca » (1997) von Andrew Niccol mit Uma Thurman und Ethan Hawke oder auch « Catch me if you can » (2002) von Steven Spielberg mit Leonardo Di Caprio, Tom Hanks, Christopher Walken…
Die XI. Mailänder Triennale von 1957 feierte die Verbindung von Industrie und Künsten. Die DS wurde an der Seite der Werke großer Architekten und Designer eingeladen und erhielt den Preis für industrielle Kunst.
Da sie eine moderne Skulptur ist, wurde sie auch als solche ausgestellt und zur Skulptur gemacht. Sie hat Bildhauer wie Arman oder Gabriel Orozco inspiriert, dessen Werk « La DS » im Museum für zeitgenössische Kunst von Los Angeles ausgestellt wurde.
Die "déesse" (Göttin) verdient die semantische Doppeldeutigkeit ihres Namens, der sie so wunderbar und eindeutig beschreibt. Ihre Eleganz und ihre vollkommene Modernität stehen völlig außer Zweifel.
Ein halbes Jahrhundert nach ihrer Geburt ist sie eine Ikone des Design. Sie wird für immer ein automobiler Star sein, und den Namen Citroën weltweit bekannt machen.

Nützliche Spitzentechnik
Ihre Ästhetik war außergewöhnlich, aber die DS hat überdies mit ihrer Technik die damaligen technischen Maßstäbe des Automobils über den Haufen geworfen. Sei es ihre Federung, ihre Straßenlage, ihre Bremsen, ihre Lenkung: alles daran war revolutionär.
Mit ihrer bemerkenswerten Leistungsfähigkeit auf diesen Gebieten förderte sie die weite Verbreitung von Ausstattungen, die bis dahin nur Spitzenautomobile besaßen, wie Servolenkung und Servobremse. Selbst die meisten europäischen Luxusautos dieser Zeit besaßen dergleichen nicht.
Wenn die heutigen Automobile komfortabel sind, gute Bremsen und eine sichere Straßenlage haben, dann hat auch die DS ihren Teil dazu beigetragen. Sie war für alle Autohersteller ein Maßstab, an dem sie sich messen lassen mussten und der sie zu Höchstleistungen anspornte, um gegenüber der DS nicht zu stark abzufallen. Trotzdem blieb sie für mehr als zehn Jahre unerreicht.
Es war die Hochdruckhydraulik, welche ihre hydropneumatische Federung erforderte, die zum Ausgangspunkt für die meisten technischen Innovationen der DS wurde. Die Hydraulik lieferte die Energie für die Servolenkung, für die bis dato nur von Jaguar bei den 24 Stunden von Le Mans eingesetzten Scheibenbremsen und für die Schaltung mit automatischer Kupplungsbetätigung, welche die heutigen robotisierten Schaltgetriebe vorwegnahm. Die DS verwendete auch neuartige Werkstoffe wie Aluminium für die Motorhaube oder Kunststoff für das Dach.

In offizieller Mission
Wer erinnert sich nicht an die berühmten schwarzen DS ?... Lange Jahre waren dies die Staatslimousinen von Ministern, Präfekten und besonders von General de Gaulle, der sie besonders schätzte. Er orderte sogar eine ganz Besondere für den Elysée-Palast, die von Chapron 1968 nach Entwürfen der Citroën-Entwicklungsabteilung gebaut wurde. Schließlich hatte bei dem bekannten Attentat am Petit Clamart, als sein Wagen von Kugeln durchsiebt wurde, die DS ihm das Leben gerettet: trotz zweier zerschossener Reifen blieb sie steuerbar und brachte ihn zum Militärflugplatz Villacoublay, wo er sein Flugzeug besteigen konnte.
Die schwarzen DS bildeten bei großen Staatsakten beeindruckende Wagenkolonnen. Oft fuhren diese Kolonnen die Champs-Elysées hinunter und boten dabei ein einzigartiges Schauspiel. Diese Demonstrationen waren zugleich eine Ehre und eine hervorragende Werbung für die DS: sie verkörperte das Prestige Frankreichs. Und "Prestige" hieß folglich auch eine 1959 eingeführte Version mit Trennscheibe zwischen Vordersitz und Wagenfonds, die auch mit Funktelefon ausgerüstet werden konnte und hochgestellten Persönlichkeiten mit Chauffeur zugedacht war

DS für jedermann !
Die DS war der Prestigewagen schlechthin für eine breite Käuferschicht. Mit 1.456.115 gebauten Autos in ihrer 20jährigen Karriere war sie eine feste Größe in Sachen komfortabler und sicherer Fortbewegung von Familienvätern, Handelsvertretern, Ärzten… und nicht nur in Frankreich. Caravaner schätzen sie sehr und machten sie zum Zugwagen par excellence. Wegen ihrer Federung nutzten Kameraleute sie für Aufnahmen während der Fahrt. Die Krankenwagenausführung des Break hatte in Frankreich quasi eine Monopolstellung. Taxifahrer kauften sie wegen des Komforts und wegen der Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen, die ihren Kunden so angenehm war. Vielfahrer schworen auf sie und so wurde sie zum Fahrzeug der Firmenchefs und Freiberufler. Sie sah aber auch sehr repräsentativ aus, besonders als Pallas mit dem Edelstahlzierrat und der raffinierten Ausstattung inklusive den weichen Teppichen mit der Schaumstoffunterlage. Und die DS zog sich immer gut aus der Affäre, in der Stadt wie auf dem Land. Ob bei Geschäftsterminen oder beim Jagdausflug, sie brachte den automobilen Fortschritt überall hin.

DS in aller Welt
Die DS ist weltbekannt, denn sie war ein Exporterfolg. In meisten europäischen Ländern war dieses Ausnahmeauto sehr geschätzt. Aber die DS trug die Citroën-Farben auch auf andere Kontinente, bis in die USA, nach Kanada, Australien… Ihre unverwechselbaren Linien haben die Basis für eine weltweite Bekanntheit der Marke Citroën geschaffen. In etlichen Ländern erhielt die „Göttin“ Spitznamen oder wurde (wie in Italien und Deutschland) nach der Bezeichnung der Spitzenversion einfach „der Pallas“ genannt. In Großbritannien gab es bis 1965 eine eigene Produktion, und die dortigen DS erhielten ein Holzarmaturenbrett mit Rundinstrumenten und eigene Rückleuchten. Besonders beliebt war der Break, der auf dem britischen Markt Safari hieß.

Siege auf allen Straßen
Mit der DS nahm Citroën erstmals offiziell an internationalen Motorsportwettbewerben teil. Der Erfolg stellte sich sofort ein. Rallyes und Langstreckenrennen waren ihre Domäne, und wieder einmal war Innovation das Erfolgsgeheimnis. Allerdings waren es dieses Mal die Organisation und Vorbereitung der Einsätze, mit der die Marke Citroën den Professionalismus in den Rallyesport einführte. Als erste maß die Citroën- Rallyesportabteilung der Vorbereitung der Servicestationen und der ganzen Mannschaft dieselbe Bedeutung bei wie der der Autos. Und so gewann die DS fast überall. Bei der Rallye Monte Carlo (1959 und 1966), beim Critérium Neige et Glace (1960, 1967), die Tour de Belgique, Lüttich-Sofia-Lüttich (1961), den Marathon de la Route, die Tour de Corse (1961, 1963), die Coupe des Alpes, die Rallye Marokko (1969). Brillant auch die Vorstellungen bei der East African Safari oder den Langstreckenrallyes London-Sydney und Wembley-Mexiko. Sie gewann auf allen Arten von Strecken: Schnee und Eis, Pisten und Asphalt, am Steuer die großen Fahrer ihrer Zeit. Beweis genug für ihre außergewöhnlichen Fahreigenschaften...


Geniales Design
Über die DS zu sprechen ist unmöglich ohne ihre Form zu erwähnen, denn sie ist im höchsten Sinne ein Designer-Produkt. Flaminio Bertoni zeichnete und formte eine Karosserie voller Sinnlichkeit, aber er arbeitete eng mit dem Ingenieur André Lefèvre zusammen, der der Aerodynamik eine hohe Bedeutung beimaß. Deswegen schufen die beiden eine Synthese von Form und Funktion, deren Harmonie noch nach 50 Jahren verblüfft.

Aber nicht nur das Äußere der DS ist einzigartig, auch ihr Innenraum macht sie unverwechselbar. Das Armaturenbrett ist die reinste Skulptur. Die meisten Schalter und Hebel lassen sich bedienen fast ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Die zum Inneren sanft abfallende Form lässt viel Licht hinein und schafft ein großzügiges Raumgefühl. Der ganze Innenraum verrät die ergonomischen Absichten der Entwickler. Der Innentürgriff zum Beispiel war damals völlig neuartig und erlaubte das Öffnen und Schließen ohne Verrenkung der Handgelenke, in einer einzigen Bewegung.

Eine Werbung voraus
Im Jahr 1955, als die DS herauskam, war die Stimmung in Frankreich schlecht. Die Begeisterung, die sie auslöste, war nicht nur ihr selbst geschuldet, sondern auch dem Wunsch, diese Stimmung zu überwinden. Die DS war ein Zukunftsbote und ein Hoffnungsträger.
Die Werbung für die DS musste ernsthaft und zugleich einfallsreich sein. So wurde die hydropneumatische Federung als „Allianz zwischen Luft und Wasser“ erklärt. Die Steinbrüche von Baux in der Provence waren Hintergrund für die ersten Werbefotos. Auch die Präsentation der technischen Details der DS in den Prospekten war neuartig. Zahlreiche Fotos und Zeichnungen demonstrierten den Nutzwert der technischen Innovationen wie der Hydropneumatik oder der leicht demontierbaren Karosserieteile. Bald war es die Werbeagentur Delpire, die die kleinsten Details des Autos künstlerisch in Szene setzte.
Große Fotografen und Grafiker haben dazu beigetragen, die DS ins Bild zu setzen. Unter den Fotografen seien Pierre Jahan, Henri Cartier-Bresson, William Klein, Robert Doisneau, André Martin und Helmut Newton erwähnt, die bekanntesten Graphiker waren Karel Suyling, Paul Rand und Milton Glaser.

Meilensteine der DS-Geschichte

 

 

 

 

(C) Citroen Deutschland